Das wohl schwierigste an der einvernehmlichen Scheidung ist der Weg dorthin. Nach einer Trennung stehen häufig Wut und Verletzte Gefühle im Vordergrund. Dennoch gemeinsame Entscheidungen zu treffen ist in dieser Situation häufig nicht zu denken.
Daher ist es aus meiner Sicht wichtig einander erstmal Zeit zu geben die Trennung zu verarbeiten und nicht bereits mit der Trennung die Scheidungsfolgen unmittelbar klären zu wollen. Denn in der emotionalen Ausnahmesituation einer Trennung ist Kompromissbereitschaft in den meisten Fällen nicht besonders hoch.
Wenn dann der erste Schock überwunden ist, solltet ihr versuchen die Themen möglichst objektiv zu Bennen und herausfinden, in welchen Bereichen bei euch Regelungsbedarf besteht. Habt ihr gemeinsame Kinder? Dann solltet ihr zum Beispiel das Sorgerecht und das Umgangsrecht regeln. Bei einer gemeinsamen Wohnung muss geklärt werden, wer welche Sachen erhält und ob einer in der Wohnung bleibt oder nicht. Macht euch hierbei unbedingt klar, dass es bei diesen Fragen nicht darum geht, wer Schuld an der Trennung hat, sondern nur darum, die rechtliche Auseinandersetzung der Trennung zu regeln. Aus gutem Grund ist das Schuldprinzip im deutschen Scheidungsrecht abgeschafft worden!
Zudem hilft es oft sich klarzumachen, wie die rechtliche Grundsituation ist. Was passiert im Normalfall, wenn ein Gericht entscheiden würde. Nehmt die gesetzliche Regelung des Normalfalls als Ausgangspunkt eurer Debatte.
Und wenn ihr merkt, dass ihr Probleme habt, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, kann es hilfreich sein einen objektiven Dritten zu bitten das Gespräch zu leiten. Das kann ein guter Freund von euch beiden sein, ein Coach oder ein Mediator – wichtig ist, dadurch eine sachliche Ebene zu schaffen. Denn in den seltensten Fällen sind die Streitpunkte meiner Mandanten tatsächlich rechtlicher Natur, viel häufiger ist es so, dass Konflikte aus anderen Bereichen auf die rechtlichen Fragestellungen ausstrahlen, weil aus Frust und Wut versucht wird den anderen so zu bestrafen. Die Konsequenz ist in den meisten Fällen, dass die Scheidung für beide sowohl emotional als auch finanziell zur Zerreißprobe wird.